Kennen Sie Magnesium?
Wir alle haben Magnesium sicher schon einmal in irgendeiner Form verschrieben, es soll ja so
wichtig sein für den Menschen in der heutigen Zeit, sagt die Werbung. Aber ehrlich, wie haben wir
Homöopathen denn Magnesium verschrieben? Natürlich, werden einige sagen, wir haben die
Schüßler-Salze verschrieben. Aber wie sieht es mit Magnesium als Konstitutionsmittel aus, in
Hochpotenzen? Da wird man dann vielleicht unsicher und schaut noch mal nach, ob es nicht doch
eher Lycopodium oder Sepia sein könnte. Magnesium, das ist doch noch gar nicht richtig geprüft.
Das mögen die Gedankengänge und Erwägungen sein, ehe man sich entschließt, Magnesium zu verordnen.
So ging es vielen, die dann zu einem Wochenende nach Bad Boll fuhren, um dort mehr über die
Magnesiumsalze zu erfahren.
Die einzelnen Magnesium-Salze
1. Magnesium carbonicum (Bittererde)
Mag-c. ist ein weißes Pulver, das sich aus Mg++ und Co3 bei einem Überschuss an Kohlensäure
bildet und schwer löslich ist. Es ist als Carbonation im Knochen enthalten und wird zur Herstellung
von Puder, Pulver, Papier und Farben benutzt. Das Mittel ist geprüft von Hahnemann, Mezger,
Boll. Das AMB sieht kurz gefasst so aus: der Magnesiummensch ist einsam, fühlt sich verlassen.
Es sind oft Heimkinder, sie leiden unter Stress und Hektik, wollen immer alles allein schaffen. Sie
sind kalt, haben Durst auf kaltes Wasser, leiden unter anfallsweisen Schmerzen, Krämpfen,
Verspannungen, Magen-Darm-Beschwerden. Man findet Säuglingskoliken, Herzinfarkte.
Verschlimmerungen 3 Uhr und 16 bis 18 Uhr, Bewegung in frischer Luft bessert, Milch
verschlimmert, Schwangerschaften verschlimmern, Druck bessert. Abneigung gegen die Farbe
Grün, Magnesium liebt den Abend.
DD: Nux v., Rheum.
2. Magnesium chloratum (muriaticum)
Mag-m. ist als wasserlösliches Salz im Meer zu etwa 10% enthalten und sehr hygroskopisch. AMP
von Hahnemann, Mezger, Boll u.a. Mag-m. ist sehr depressiv, weint, ist leise bis stumm.
Vithoulkas nennt ihn einen Pazifisten, der sich viel auflädt. Das Meer verschlimmert, Milch wird
nicht vertragen, Bewegung an frischer Luft bessert, Verlangen nach Bitterem, der Durst ist groß,
Verschlimmerung 3 Uhr und morgens und in der Schwangerschft. Leber- und Darmschmerzen,
Flatulenz, Krämpfe, trockener Schafstuhl.
DD: Nat-m.
Hier wird schon die dunklere Seite von Magnesium deutlich. Die Patienten sind depressiv, oft
kommt hier etwas zum Vorschein, das mit Missbrauch in der Kindheit oder einer schweren
Kindheit zu tun hat.
3. Magnesium phosphoricum
Mag-p. ist ein schwer lösliches weißes Pulver, bekannt als Schüßlermittel und hat eine Beziehung
zum ATP, zu den Knochen und Nerven. Eine genaue Prüfung steht noch aus, bekannt ist, dass
Mag-p. keine Zeit hat, zu Krämpfen neigt und Neuralgien, dass Kälte verschlimmert, Bewegung
nicht bessert. Heftige Ohrenschmerzen, Schluckauf, Beschäftigungskrämpfe. Zusammenkrümmen
und Wärme bessern. DD: Coloc., Calc-p.
4. Magnesium sulfuricum (Bittersalz)
Magn-s. ist ebenfalls ein weißes Pulver, wasserlöslich, dient als Abführmittel. AMP von Nenning,
Mezger. Fett wird schlecht vertragen, die Galle ist empfindlich, Durchfall,Muskelkater. Bewegung
an frischer Luft und Kaltwaschungen verschlimmern. Dysmenorrhoen bis in die Unterschenkel vor
der Periode. Juckreiz. Verschl. 3 Uhr.
DD: Nat-s., Calc-s.
Dies sind die bekannten Punkte von Magnesium. Aber es gibt ein weiteres Magnesium, das noch
nicht geprüft worden ist:
Magnesium metallicum
Mag-met. ist ein Leichtmetall, silbrig glänzend, das in der Natur rein nicht vorkommt. Es ist sehr
reaktionsfähig, verbrennt mit gleißend hellem Licht zu Magn.-Oxid. Es wird als Blitzlichtpulver
und im Flugzeugbau verwendet und bei Feuerwerken benutzt. Es ist ein Erdkali-Element der II.
Gruppe, Ordnungszahl 12, im periodischen System unter Be, über Ca, neben Na(I) und O(III). Es
wurde 1808 entdeckt und seit etwa 1890 technisch hergestellt.
Diese Mittel wurde in der üblichen Weise in Boll geprüft, d.h. es wurden blind Globuli am ersten
Abend ausgegeben, und die Teilnehmer berichteten später von ihren Erlebnissen. Selten hat ein
Mittel während der Prüfung und auch hinterher mehr bewirkt. Geprüft wurde die C30 und eine
niedrigere Potenz des Mittels. Bei vielen Prüfern wurde die Kindheit, wie von einem Blitzlicht
beleuchtet, lebendig, sie brach bei manchen wie ein Feuerwerk explosionsartig hervor. Dinge, über
die man nie sprechen konnte, kamen ans Licht. Das, was schon vermutet wurde, wurde klarer: hier
steht mehr dahinter als ein tiefer Kummer. Die Bedürfnisse des Kindes wurden oft schon während
der Schwangerschaft missachtet, das gleiche gilt aber auch für die Mutter. Nach der
Mitteleinnahme war es nicht mehr möglich, nicht darüber zu sprechen. Den Prüferinnen und
Prüfern, die sehr tiefe Erlebnisse hatten, wurde bewusst, dass sie zum Zeitpunkt der
Schwangerschaft und Geburt nicht willkommen waren, dass die Mutter während der
Schwangerschaft oft mit Erbrechen oder mit Problemen in der Partnerschaft oder ihrem Umfeld zu
tun hatte. Das Gefühl, nicht zur rechten Zeit gekommen zu sein, zeigte sich bei vielen Prüfern. Oft
gab es Alkoholismus in der Familie, der vertuscht worden war, das Kind war überhaupt lästig.
Viele der Prüfer wurden in der Aufbauzeit der Bundesrepublik geboren und schienen zu stören.
Das heißt aber nicht, dass das Mittel nicht auch für Jüngere geeignet ist. Aber damals gab es
Wichtigeres, als auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen. Zwar wurde für das Kind gesorgt
("Du hast doch alles, was willst Du denn?"), doch es fehlte die Liebe und Fürsorge und dass dem
Kind vermittelt wurde, wie willkommen es sei. So erfuhr man von einer Prüferin, dass sie vor der
Flucht in den Westen geboren wurde. Sie war bei der Flucht einfach lästig, und die Mutter beklagte
sich immer wieder, dass der Säugling während der Flucht ihr Kleid oft mit Erbrochenem
beschmutzte, und es sei ja gar nicht geplant gewesen, und überhaupt, es sei ja nur ein Mädchen.
Diese Minderwertigkeit wurde dem Kind und später der Heranwachsenden vermittelt. Sie durfte
nichts Rechtes lernen, und sie hat sich erst später weitergebildet, Abitur gemacht usw. Auch heute
noch wird ihre Leistung im Elternhaus nicht anerkannt. Hier wird deutlich, und das zeigte sich auch
in anderen Fällen, dass diese Menschen arbeiten und arbeiten, dass sie freundlich sind und nach
Anerkennung suchen, dabei aber immer ausgenutzt werden. Die eben erwähnte Prüferin z.B. hat
ein behindertes Kind, das sie liebevoll betreut und so weit gebracht hat, dass es zur Waldorfschule
gehen kann. Es wird von den Eltern nicht anerkannt.
Und doch tauchen für diese Menschen immer wieder Dinge auf, die sie aufbauen, sei es eine
liebevolle Partnerschaft, eine Freundschaft, ein Beruf, der sie erfüllt. Wenn die Not am größten ist,
fällt diesen Menschen ein Stern in den Schoß und es geht wieder weiter, ähnlich wie bei dem
Sterntalermärchen, das Magn-met. zugeordnet ist. Nach der Einnahme von Magn-met. konnte die
oben genannte Frau über ihre ständige Überforderung nachdenken, auch über eine Umschulung,
weil sie sich ihrem Beruf als Krankenschwester auf einer Intensivstation nicht mehr gewachsen
fühlte. Vielen Prüfern gelang es, sich mit Hilfe dieses Mittels besser abzugrenzen und zuzugeben,
dass es zu viel war, was sie sich aufgebürdet hatten.
Es erfüllte uns eine große Dankbarkeit, dass wir so unsere Probleme beleuchten konnten und wir es
auch zulassen konnten, die Zeit der Kindheit anzusehen und zu erlösen.
Ich selbst gehöre zu diesen Menschen, die über die Prüfung und die späteren Einnahmen von Mag-met. bis zur C1000 einen großen Schritt machen konnten, und ich weiß, dass ich selten zuvor vor
so vielen Menschen weinen konnte, auch nicht vor meinem Mann, der das erste Mal mit in Boll
war und den ganzen Dingen sehr distanziert gegenüberstand. Der ganze Frust und die Einsamkeit
der Kindheit kamen wieder, auch durch die Distanz meines Mannes; diese Verlassenheit kannte ich
gut, auch diese Sehnsucht nach Zuwendung, die nicht kam. Ich war so ein nicht willkommenes
Kind, meine Mutter hat es mir erzählt. Immer war ihr übel, und dann nur ein Mädchen, und auch
noch mit Hüftdysplasie. Wie lästig, musste doch die Firma aufgebaut werden! Aber auch da waren
die guten Sterne, die Großeltern, die vieles auffingen, vieles doch lebenswert machten und die
Freuden eines Kinderlebens aufzeigten. Später waren es Lehrer und Freunde. Immer, wenn es
nicht mehr ging, zeigte sich Hilfe. Als Kind hatte ich einen Stern, mit dem ich mich abends traf.
Ich musste früh ins Bett, damit ich nicht störte. Der Stern hat mir "zugeblinkt", das Märchen
"Sterntaler".
Auch meine Geschichte ist durchzogen von dem Thema Überforderung, immer alles geben für die
anderen, auch wenn man selbst nichts mehr hat. Man sagt sich: den anderen geht es ja noch
schlechter, also bleibe freundlich, es wird schon gehen. Wenn man aber sagt, nun sei es zu viel,
dann konnten die anderen es nicht verstehen.
Als ich in Bad Boll die Alt-Rhapsodie von Brahms hörte, sah ich die Mühsal und die mit den
Problemen der Eltern beladenen Kinder vor Gott vorüberziehen, und da fragte ich mich, wo ich
denn sei, wo mein inneres Kind geblieben sei. Wer spielt mit mir, wer nimmt mich so wie ich bin?
Diese oder ähnliche Gefühle hatten die anderen Teilnehmer des Seminars auch.
Kent hat den Heim- und Waisenkindern Mag-c. gegeben und gute Erfolge erzielt, was ich
verstehen kann. Zwar werden diese Kinder versorgt und man kümmert sich um sie, aber es fehlt
ihnen trotzdem die Liebe ihrer Eltern. Wie wichtig ist es doch, unsere Kinder zu lieben, uns auf sie
und über sie zu freuen.
Durch die Einnahme von Mag-met. hat sich bei mir viel verändert, es geht mir einfach besser. Ich
kann besser laufen, fühle mich freier, und ich kann vieles, was aus meiner Kindheit noch weh tut,
anschauen und bereinigen. Ein Verlangen nach Milch stellte sich wieder ein, die Durchfälle wurden
besser und es war mir und den anderen ja so warm. Das Verlangen, im Wald spazieren zu gehen,
war sehr ausgeprägt, und mit viel Energie wurden neue Dinge angefasst und durchgesetzt. Ich
konnte Ruhepausen einlegen und auch schon mal unbequem werden. Das Umfeld hatte das nicht so
gerne.
Eine Abneigung gegen Fleisch wurde deutlich, und ich wurde oft nachts zwischen zwei und drei
Uhr wach und hatte den Impuls, aus dem Bett zu springen, was ich auch tat. Meine
Lichtempfindlichkeit wurde besser, meine Tachykardie meldete sich zeitweise wieder sowie ein
Schmerz über dem Sternum. Die Depression war nur von kurzer Dauer und nicht so wie bei Nat-m., eher sanft, sie zog mich nicht so tief. Nach der "Explosion" wurde alles heller. Neu war auch
das Verlangen, grüne Sachen anzuziehen.
Bemerkenswert auch ein Traum, in dem ich mich noch einmal ganz klar äußern konnte: Ich bin
gestorben und gehe über eine grüne blühende Wiese zum Himmelstor. Dort warten alle und
winken, Petrus kommt und sagt:" Da ist noch jemand." Ich sehe eine weibliche Gestalt von einer
Bank aufstehen. Sie kommt auf mich zu, und ich frage: "Was soll sie?" Petrus antwortet:" Sie muss
Dich um Verzeihung bitten." Die Gestalt ist meine Schwiegermutter, ich sehe sie an und sage: "Es
tut mir leid, das kann ich nicht, warum hat es ihr Mann nicht getan, der ist ja schon früher
dagewesen?" Petrus:" Er konnte es auch nicht." Die Gestalt setzt sich wieder ruhig auf die Bank.
Ich hatte das Gefühl, mich klar entschieden zu haben, nicht wie sonst zu denken, die sitzt ja schon
so lange da usw. Als ich erwachte, war ich sehr verdattert, so klar träume ich selten. Ich war aber
zufrieden, dass ich mich nicht habe überreden lassen, für die anderen mehr zu tun als ich kann.
Bei den anderen Teilnehmern und Prüfern zeigte sich auch viel von ihren Schwierigkeiten mit
Eltern und ihrem Umfeld und dem ständigen Bemühen, es allen recht zu machen. Es klang
Missbrauch in jeder Form an, und man sollte in diesen Zusammenhängen den Mut haben, das
Mittel oder eine der anderen Magnesiumverbindungen zu verordnen. Es hilft dem Patienten sehr,
egal, ob er als Kind überfordert oder missbraucht wurde, ob Alkoholismus in der Vorgeschichte
war o.ä. Die Patienten werden es uns nicht schwer machen. Es sind angenehme Menschen, die es
für uns auf erträgliche Art und Weise zu formulieren wissen. Sie sind Causticum, Natrium
muriaticum und Carcinosinum sehr nahe. Es sind nicht so verbitterte Menschen, die immer mit
ihrem Schicksal hadern, sie klagen selten und sind sehr einfühlsam für die Bedürfnisse anderer.
Ich habe Mag-met. nochmals prüfen lassen, und eine Prüferin erzählte, dass sie seit dieser
Einnahme keine Krämpfe mehr vor und während der Periode habe. Vor der Mitteleinnahme habe
sie das Haus vor der Periode nicht verlassen können. Zum ersten Mal seit 14 Jahren sei das nicht
mehr so. Auch ihre tiefen dunklen Augenringe besserten sich. Sie hat als Kind viel Verantwortung
für ihre Geschwister übernehmen müssen. Auf ihre Bedürfnisse wurde nicht eingegangen. Sie
träumte oft, dass sie auf einer Toilette sitzt, dass diese keine Tür hat und sie nicht fertig wird. Als
Folgemittel hat dann Carc. sehr gut getan. Eine andere Prüferin konnte mit Mag-met. viel aus ihrer
leidvollen Kindheit erlösen, und sie sprach von "sehr guten Energien", die frei wurden. "Gib mir
noch mal von Deinen Wunderpillen." Eine andere Patientin sagte: "Da nimmt man jahrelang
homöopathische Mittel, und dann bekommt man Mag-met. und so vieles wird erlöst."
Es geschehen viele nette Dinge, die der wunden Seele von Magnesium gut tun. Ich bekam z.B. zu
Weihnachten von einer Kollegin die Alt-Rhapsodie von Brahms aus meinem Geburtsjahr 1947
geschickt. Ein anderer Teilnehmer des Seminars in Boll fragte mich nach meiner Adresse, er wolle
mir etwas Schönes schicken. Dies sind die Gaben, die man bekommt, damit man erkennt, dass
nicht jeder dich ausbeutet, benutzt oder dich lästig findet. Das Mittel hilft, die Zeichen besser zu
erkennen, dass man doch willkommen ist. Das klingt vielleicht sehr euphorisch, doch ich muss
sagen, dass viele Prüfer und Patienten von ihrer großen Dankbarkeit sprechen, dass sie dieses
Mittel erhalten haben. Das bestärkt mich, dazu aufzufordern, die Magnesiumsalze öfter einzusetzen
und die mögliche Scheu vor diesem Mittel abzubauen.
Wenn ich Magnesium als das richtige Mittel vermute, lauten die wichtigen Fragen: "Waren Sie
willkommen bei Ihren Eltern?" und "Waren Sie ein geliebtes Kind?" oder "Wissen Sie, wie es Ihrer
Mutter während der Schwangerschaft mit Ihnen ging, war es ihr oft übel?" Oft öffnet eine solche
Frage im Gespräch so vieles. Und nach der Mittelgabe ist die innere Situation oft blitzlichtartig
erhellt,die Patienten fühlen sich von einer schweren Last befreit und sind glücklich unter dem
Sternenhimmel.
Ich möchte nun noch kurz auf die Märchen verweisen, die den anderen Magnesiumsalzen
zugeordnet sind. Das Märchen "Das Marienkind" wird Magnesium carbonicum zugeordnet, "Die
kleine Seejungfrau" Magnesium muriaticum.
Über den Missbrauch von Kindern sei hier folgende Literatur erwähnt:
Und meine Seele weint, Plasil Ellen
Zart war ich, bitter war´s, und dann kommt Licht in das Dunkel des Schweigens, May.
Cassetten, Homöopathiewoche, Bad Boll, Mag-m., Mag-met., Mag-s., Mag-c., Mag-p.
Gabriele Trabold, Heilpraktikerin,
Buchenweg 21, 50859 Köln-Widdersdorf